Mit der Angst umgehen und die Widerstandskraft dabei stärken!

"Der Körper ist Teil der Seele, erkannt von den Sinnen, die für die Dauer dieses Lebens Haupteinlass sind für die Seele. Leben ist nichts als Energie, die vom Körper kommt..... und Energie ist reines Entzücken! (William Blake)

 

Der Weg zum Wohlbefinden und Angstabbau führt  über den Körper. In unseren Zellen sind die Baupläne und die Erfahrungen unserer Vorfahren und der Evolution präsent. Ängste gehörten für unsere Vorfahren. Genauso wie für die Tiere. Sich schnell  von intensiven emotionalen Schocks zu erholen, ist die Voraussetzung für das Überleben bei den Tieren. Ob es eine Raubkatze im Nacken ist, oder Gedanken über einen möglichen Verlust des Arbeitsplatzes, der achtlose oder fehlende Partner oder eine bedrohliche Krankheitsdiagnose. Das Vermeiden von Belastungssituationen ist nur sehr begrenzt möglich.  Trauma kann viele Ursachen haben. Eine Erlösungsmöglichkeit: In der Hinwendung zum Körper und der Entladung der blockierten Energie liegt ein Schlüssel zum Wohlbefinden. (Das gilt nicht für jeden. Deshalb immer für sich selbst prüfen, ob der besprochene Weg wirklich zur Erleichterung führt).

Dies hier ist eine vereinfachte Einführung, um Zugang zu der Problematik zu bekommen. Natürlich kann man weiter ins Detail gehen, was in einem der nächsten Artikel auch passieren wird.

Wir haben in unserem Körper die angeborene Fähigkeit zur Genesung, es ist eine Art Geburtsrecht.  Der Weg aus der Angst führt über die Wiederentdeckung der Fähigkeit zur Selbstregulation und nutzt unsere Instinktpotenziale.

Unser Körper, unsere Haltung und unsere Gesichtsmuskeln signalisieren anderen UND UNS SELBST unseren emotionalen Zustand.

Fühlen wir uns bedroht, zeigen wir einen ängstlichen Gesichtsausdruck und der Körper spannt sich an. In diesem Zustand schaltet das „denkende“ Hirn ab und es wird auf Notprogramm umgeschaltet. Das geht  schneller, als wenn wir denken: „Da kommt ein Tiger mit hellen Streifen! Ob er mich wohl angreifen wird? Oder vielleicht läuft er vorbei?“ In einer akuten Bedrohung sendet unser Hirnstamm oder das Reptiliengehirn in uns direkte Botschaften an die inneren Organe und an die Muskulatur. Einige innere Organe werden hyperaktiv (z.B. Magen-Darm-Trakt mit Durchfall, Blase), andere ziehen sich zusammen oder werden „heruntergeschaltet“ z.B. die kleinen Äste in den Lungen und der Herzschlag. Das kann bei den Lungen z.B. das Gefühl von erstickender Enge verursachen. Oder die Botschaft geht an die Muskeln, die sich auf Angriff oder Flucht einstellen.

Der Schreck sitzt also im Körper und muss dort aufgelöst werden.

Viele therapeutische Ansätze vernachlässigen das und konzentrieren sich auf das Denken. = OBEN. Die Therapie läuft von OBEN-nach-UNTEN (vom Kopf zum Körper). Was nötig ist, ist die andere Richtung von UNTEN-nach-OBEN. (vom Körper zum Kopf).

Zuerst dem Körper zuwenden, dann allmählich den Gefühlen und Emotionen. Eine Redekur macht erst Sinn, wenn der Körper den Schreck losgelassen hat. Manchmal verstärkt Reden das Erlebnis. Retraumatisieren ist der Fachausdruck. Wenn wir das traumatische Erlebnis wiederkäuen, intensivieren wir es. Unser Nervensystem unterscheidet nicht zwischen einer äußeren akuten Gefahr und den inneren Gefühlen über einen Schmerz aus der Vergangenheit. Wenn wir Angst, Wut oder Trauer fühlen, egal ob jetzt real oder in unseren Gedanken, reagiert der Körper sofort. Entweder mit Wut und Angriff, oder mit Weglaufen (wollen), Fluchtimpuls, die Muskel werden in Aktion gesetzt, um Bewegung zu ermöglichen. Essen und Verdauung wird abgeschaltet. Wenn das nicht geht, kann mit Erstarrung geantwortet werden. Hierbei werden die Muskeln „unbeweglich“ gemacht. Tiere reagieren nach einem solchen Erstarrungszustand zunächst mit Zittern, dann mit Schütteln und dann kommt wieder  Blut und Bewegung in die erstarrte Muskulatur. Es gibt auch eine 4. Möglichkeit: Anbiedern, wenn die anderen Möglichkeiten nicht in Frage kommen. Beim Anbiedern reagiert der Körper mit „Duckung“ mit unterwürfigen, beschwichtigenden Gebärden.

Die Vernunft kann wieder positiv eingeschaltet werden, wenn die instinktive Angstreaktion des Körpers abgebaut ist. Wenn wir die Angst von der Schreckstarre oder den Verspannungen des unausgeführten Angriffs- oder Fluchthandlung trennen, geben wir dem Körper die Möglichkeit zur Selbstheilung und die Möglichkeit, neue Lösungen zu entdecken. Es ist wichtig, dass die Muskeln ausagieren können, was sie tun wollten, um die Situation zu meistern. Ansonsten löst die Angst vor der Angst erneut Angst wieder aus in einer ständigen, sich wiederholenden Schleife.

Erleichterung kann über die Entspannung des „Bauchgehirns“ erfolgen.

Vereinfacht haben wir 2 Gehirne:

eins in den Eingeweiden (das enterische) und

eins unter unserem Schädeldach.

Beide Gehirne sind über einen kräftigen Nerven, den Vagusnerv miteinander verbunden. Das Bauchhirn schickt über den Vagusnerv Botschaften an den Kopf. Dies ermöglicht im Notfall die schnelle Überlebensreaktion. Wenn sich das Gefühl einstellt „Da dreht sich mir der Magen um“, werden wir uns schützen. Und zwar sofort! Kein Nachdenken möglich! Reaktion sofort!

Gesundheit stellt sich ein, wenn es ein gutes dynamisches Gleichgewicht gibt, zwischen starker Erregung und dem „Wiederzurücksetzen“ auf Normalzustand.

Daraus entwickelt sich eine stabile Widerstandsfähigkeit und eine Verankerung in der Gegenwart. Das ist die auch die Voraussetzung von nährenden, stabilen Beziehungen. Solange das Trauma da ist, besteht eine starke Angst vor wirklicher Intimität. Einerseits wünscht man sich sehnlichst Hilfe von außen, andererseits werden Menschen ausgesucht, die ebenfalls dazu nicht in der Lage sind. „Looking for love in all the wrong place!“ (Songtext von Marc Almond)

Der Ausweg: Langsame, stufenweise Rückkehr in den Körper und achtsames Beobachten der Körperreaktionen. Den Körper aktivieren, damit die Spannung sich abbauen kann. Dadurch baut sich das Vertrauen in die eigenen Selbstheilungskräfte auf. Natürlich ist die Begleitung durch einen einfühlsamen Therapeuten in vielen Fällen notwendig.

Eine wirksame Übung der Entspannung des „Bauchgehirns“ stammt aus alten tibetanischen Gesängen: Das WUUen.

Lassen Sie ein langgezogenes Wuuuuuu ertönen. Das klingt ein bißchen wie ein Nebelhorn. Entspannen Sie sich. Und beim Ausatmen geben Sie ein lautes Wuuuuu von sich. Lassen Sie dabei Ihren Unterbauch vibrieren. Leben Sie beide Hände darauf und Wuuuuu-en Sie noch einmal.

Spüren Sie, wie die Hände in die Bewegung kommen. Atmen Sie vollständig aus und lassen Sie während der ganzen Ausatmung das Wu ertönen. Ruhen Sie sich kurz aus und dann noch einmal. In einer rhythmischen, regelmäßigen Abfolge!

Die Verbindung von Atem und Klangvibration kann heilsam beruhigend wirken.

Wuen Sie sooft es Ihnen gut tut. Das setzt eine positive Feedbackschleife von unten nach oben in Gang. Ihre Selbstheilungskräfte werden aktiviert.